Quelle: heise.de
Ich kann nicht oft einem Politiker zustimmen, aber Herr Zimmermann (SPD) hat hier die richtigen Ideen und Vorstellungen.
Ich selber arbeite in der öffentlichen Verwaltung als IT-Fachmann, komme aber von der privatwirtschaftlichen Seite und habe eine IT Ausbildung. Während viele meiner Kollegen*innen, die für die IT innerhalb der Kommunen die Verantwortung tragen, keine IT Ausbildung haben sondern eine Verwaltungsausbildung.
Online Zugangs Gesetzt (OZG)
Was klar gestellt werden muss bezüglich OZG, ist dass das Gesetz nur die Digitalisierung auf der Bürgerseite festlegt. Dies bedeutet, die Bürger*innen sollen zukünftig Verwaltungsvorgänge bequem digital erledigen können. Das sieht in der Regel so aus, das ein einzelner Vorgang z.B. Hundeanmeldung via Webseite rein online erledigt werden kann.
Was OZG nicht ist und das ist das eigentlich Problem, ist die Digitalisierung der Verwaltungen selbst. Der Antrag der eben im Beispiel vom Bürgerinnen online erledigt wurde, landet in einem Zentralen „Postfach“. Hier wird der Antrag von einem Verwaltungsmitarbeiterinnen abgeholt. In der Regel wird einfach die PDF Datei heruntergeladen, ausgedruckt und dem Posteingangskorb zugeführt. In kurz, der Digitale Antrag des Bürgers wird wieder Analog weiter bearbeitet.
Kulturwandel in den Verwaltungen notwendig
Herr Zimmermann erkennt korrekt, das es einen Grundlegenden Wandel innerhalb der Verwaltungen passieren muss. Dies betrifft die Verwaltungsmitarbeiter*innen, diese müssen umdenken und Kompetenzen aufbauen.
Alle öffentlichen Arbeitgeber stehen ja in direkter Konkurrenz mit Wirtschaft und Wissenschaft um die ohnehin viel zu knappen Beschäftigten im IT-Sektor. Und deswegen ist es wichtig, in die Weiterbildung zu investieren und damit auf einen Kulturwandel hinzuarbeiten. Ich glaube, der Kulturwandel ist fast noch wichtiger als die eigentliche Kompetenz.
Herr Zimmernann
Es reicht dies aber nicht nur für die IT Verantwortlichen zu tun, sondern alle Verwaltungsmitarbeiter*innen müssen in den Themen Digitalisierung ausgebildet werden.
Als die Schreibmaschine in der Verwaltung durch den PC ersetzt wurde, wurde bereits da in vielen Fällen den Verwaltungsmitarbeiterinnen keine Ausbildung geben. Es gibt immer noch Verwaltungsmitarbeiterinnen die mit Ihrem täglichen Arbeitsgerät (der PC) nicht umgehen können und einfache Grundlagen nicht wissen oder verstehen.
Wir haben in vielen Entscheiderpositionen noch Leute, die keine Digital Natives sind. Es ist unser Ziel, Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung zu qualifizieren und auch ein entsprechendes Arbeitsumfeld zu schaffen.
Herr Zimmermann
Wir reden bereits ~10 Jahre in der öffentlichen Verwaltung über Digitalisierung. Wann also wird angefangen die Mitarbeiterinnen in den öffentlichen Verwaltungen zu qualifizieren? Dieser Prozess ist nicht innerhalb von Monaten abgeschlossen sondern dauert mehrere Jahre. Dabei kommen neue digitale Prozesse jetzt auf die Mitarbeiterinnen zu. Das Resultat ist erstmal eine Ablehnung jeglicher Veränderungen und es wird nur die anfängliche Mehrarbeit gesehen.
Die Ausbildung der Verwaltungsfachangestellten*innen muss überarbeitet werden, um bereits dort IT Themen und andere z.B. Prozessmanagement, Projektmanagement zu beinhalten.
*Wie gewinnt man kompetente IT Mitarbeiterinnen für die öffentlichen Verwaltungen?**
c’t: Müsste die Verwaltung nicht auch bessere Gehälter zahlen, um IT-Experten für sich zu gewinnen?
Zimmermann: Das sehe ich auch so. Und wir haben auch in den Koalitionsverhandlungen darüber gesprochen. Ein Verhandler aus einer Landesregierung sagte dort, seine besten Leute hätte er nach Besoldungsrecht eigentlich gar nicht einstellen dürfen. Deswegen wollen wir die doch sehr starren Möglichkeiten von Eingruppierung und Besoldung auf jeden Fall flexibler gestalten.
Herr Zimmernann
Die Gehaltssituation zwischen privat Wirtschaft und öffentliche Verwaltung für einen ausgebildeten IT Verantwortlichen ist erheblich. Es wird schwer die große Lücke zu schließen.
Es muss neben den bestehenden TVöD für den öffentlichen Dienst ein TVöD IT geschaffen werden, um dies sinnvoll abzubilden.
Während die Aussagen von Herrn Zimmermann korrekt sind, sind es Aussagen von einer einzelnen Person. Innerhalb der Bundesregierung hört man wenig bis gar nichts zu diesen Themen.