Quelle: RKI – Archiv 2022 – Epidemiologisches Bulletin 5/2022
Für eine Vielzahl von Erkrankungen und Todesursachen ist zwischen der sozioökonomischen und gesundheitlichen Lage ein enger Zusammenhang nachgewiesen. Auch die Ausbreitungsmuster von SARS-CoV-2 über verschiedene soziale Gruppen werden seit Pandemiebeginn international und in Studien des RKI bundesweit untersucht. Im Epidemiologischen Bulletin 5/2022 werden zentrale Ergebnisse zum aktuellen Stand zusammengefasst und um Daten aus der dritten und vierten Pandemiewelle ergänzt. Aus den dargestellten Befunden ergeben sich Hinweise auf Möglichkeiten, die Lücken im Infektionsschutz zu schließen.
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Die Ergebnisse der ersten Erhebung der RKI-SOEP-Studie im Oktober 2020 bis Februar 2021 zeigen, dass Personen mit niedrigem Bildungsstatus ein etwa doppelt so hohes Risiko hatten, sich während der ersten beiden Pandemiewellen mit SARS-CoV-2 zu infizieren, im Vergleich zu jenen mit hohem Bildungsstatus (Abb. 3)
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Weitere Ergebnisse der ersten Erhebung der RKI-SOEP-Studie zeigen, dass auch die Häufigkeit von PCR-Testungen auf eine SARS-CoV-2-Infektion mit der sozioökonomischen Lage variiert. So fand sich die höchste Testprävalenz in der oberen Bildungsgruppe und die niedrigste Testprävalenz in der unteren Bildungsgruppe.23 Auch auf regionaler Ebene war diese soziale Differenzierung festzustellen. Demnach lag die Testprävalenz in hoch deprivierten Regionen durchschnittlich niedriger als in Regionen mit geringer Deprivation. Ein Abgleich der in der Studie festgestellten Infektionshäufigkeiten mit den an das RKI übermittelten Meldedaten weist darauf hin, dass die Untererfassung von Fällen im Meldewesen in hoch deprivierten Regionen deutlich höher liegt als in weniger deprivierten Regionen. Dementsprechend deutet sich auch ein höherer Anteil unerkannter Infektionsfälle in hoch deprivierten
Regionen an (Tab. 1).
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Soziale Unterschiede in der Bereitschaft, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen, wurden in Deutschland in verschiedenen Befragungsstudien untersucht. In unterschiedlichen Phasen der Pandemie wurde jeweils eine geringere Impfbereitschaft bei Personen mit niedrigerem sozioökonomischem Status gefunden. Das RKI führt seit Anfang 2021 regelmäßig das „COVID-19 Impfquoten-Monitoring in Deutschland“ (COVIMO) als bundesweite telefonische Befragungsstudie unter Erwachsenen ab 18 Jahren durch. Bisher findet die Befragung mit Ausnahme der neunten Erhebung ausschließlich in deutscher Sprache statt. In der aktuellsten abgeschlossenen Erhebungswelle vom 15. September bis Oktober 2021 zeigten sich vor allem bei den unter 60-Jährigen deutliche soziale Unterschiede in der Impfbeteiligung. In dieser Altersgruppe lag der Anteil derer, die mindestens einmal gegen COVID-19 geimpft waren, sowohl in der niedrigen als auch in der mittleren Bildungsgruppe deutlich niedriger als in der hohen Bildungsgruppe (Abb. 4).